Heise berichtet über ein Interview mit Bill Gates, das ein US-Fernsehsender durchgeführt hat. Darin stellt der interviewte sein Unternehmen als den Urheber der PC-Industrie dar. In Teilen mag das ja stimmen, aber wenn man den Bericht liest stellen sich einem doch immer mal wieder die Nackenhaare auf:
So habe der Software-Konzern eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Sicherheit von Computersystemen und das Thema sei eine große Herausforderung, sagte Gates auf Jennings‘ Einwurf, Microsoft werde vorgeworfen, nicht genügend Fortschritte zu machen.
Ja, andere sehen es als selbstverständlich an, daß sie für eigene Fehler geradestehen müssen und versuchen sie auszubessern. In diesem Fall sieht man wohl nur das Monopol gefährdet, da die zahlende Kundschaft mittlerweile auch auf Alternativen zugreifen kann, die nicht durch ein brutales Marktverhalten zerstört werden kann.
„Die Idee von kompatiblen Maschinen und kompatibler Software stammt von uns.“
Man möge mich korrigieren, aber ich dachte immer daß diese Idee von IBM stammte? Nein, ich meine nicht den Begriff ‚IBM-Kompatibel‘ sondern die Idee, unterschiedliche und trotzdem ‚interoperable‘ (Huch, ein Buzzword!) Maschinen zu bauen, sogenannte ‚Personal Computer‘. Hätte IBM damals nicht auf MS-DOS gesetzt würde es die Firma Microsoft Heute wahrscheinlich nicht mehr geben…
Was Apple mit dem iPod demonstriert habe, sei typisch für den Konkurrenten: ein Online-Musikladen nur für ihr eigenes Gerät. Microsoft hingegen wolle dafür sorgen, dass die Nutzer Wahlfreiheit haben.
Ähnlich wie die Internet-Surfer, die mit jedem Browser die Microsoft-Seiten erkunden können solange es ein Internet Explorer ist? OK, die meisten Seiten werden auch mit Firefox & Co. angezeigt, aber Interesse scheint die Firma daran nicht zu haben. Ganz im Gegenteil…
Sein Unternehmen sorge aber dafür, dass ein Kunde einen Mix aus Microsoft-Produkten, Unix und Mainframe-Produkten laufen lassen könne.
Dann darf man sicher ab sofort mit mehr Unterstützung für das Samba-Projekt hoffen. Und eine Veröffentlichung der Spezifikationen von NTFS. Nicht? Schade…
Der Bericht schließt mit einem Hinweis auf das karitative Engagement der Familie Gates. Ich weiß nicht ob es für einen Multimilliardär nicht vielleicht selbstverständlich sein sollte, aber dieses Engagement muß man ihm tatsächlich hoch anrechnen.
Mit seiner iPod-Kritik hat Bill ja nicht ganz unrecht. Microsoft wird selber vermutlich keine Player herstellen, sondern nur die Software dafür liefern. Apple hat mal sein OS an andere Hardware-Hersteller lizensiert, das hatte denen Gates offenbar selber vorgeschlagen. Lange hat das nicht angehalten. Wäre wirklich nett, wenn andere Hersteller einen iPod-Klon bauen würden, dazu wird’s aber nicht kommen.
MS macht ja die ersten Schritte dahin.
Was Interoperabilität angeht, wird einem wirklich blümerant. Da gibt es ein nettes SVG-Format, MS will offenbar mit WVG (Windows Vector Graphics ?) einen drauf setzen. Ganz spannend liest sich aber die Geschichte von OpenDocument.