Ich war mit der Funktionalität des NX-Servers prima zufrieden, den ich mir letzte Tage installiert hatte. Einen Account für mich, einen für meine Frau eingerichtet, und die Welt war schön. Dann wollte ich noch einen Test-Account haben, um rumspielen zu können ohne was kaputt zu machen… Tja… ist halt nur die kostenlose Community-Version des kommerziellen Produktes gewesen, da gehen nur zwei Accounts.

Also bin ich — wieder unter Anwendung einer wirklich simplen Anleitung — auf freie Software umgestiegen. FreeNX macht das gleiche wie die kommerzielle Version, zumindest in dem Rahmen in dem ich es benutzen möchte. Nebenbei ist das Paket direkt Bestandteil der Distribution, das macht alles sogar noch einfacher als es ohnehin schon war.

Übrigens, da ich gefragt wurde: ja, man sieht wirklich einen Performance-Unterschied zum einfachen X-Betrieb im Netz. Wenn ich zum Beispiel oowrite starte kann ich per X sehen wie die Icons der Reihe nach erscheinen. Per NX ist die Anwendung — einfach da. Und außerdem hat man den Vorteil dass man, ähnlich wie bei Benutzung von screen an der Kommandozeile, sich ganz einfach von einer Session trennen kann die man später weiter benutzen möchte. Ob und wenn ja wie das mit X geht müsste ich noch herausfinden…

Letzte Tage habe ich mal wieder eine Datei per Mail bekommen die ich nicht ohne weiteres öffnen konnte. Ich brauche extrem selten irgendwelche Office-Anwendungen, daher gibt es sowas nicht auf meinem Notebook. Arch Linux macht ‚rolling updates‘, das heißt dass man mit einer neuen Version eines Programms nicht warten muss bis das nächste Release der Distribution ansteht, sondern die Neuigkeiten direkt rauspustet. Wenn ich hier ein OpenOffice drauf hätte würde ich das wahrscheinlich diverse Male updaten müssen ohne es zwischendurch benutzt zu haben. Und bei meiner bekanntermaßen lahmen Netzanbindung würde das echt Nerven kosten.

Bis jetzt habe ich in so einer Situation immer das Notebook meiner Frau gequält, die hat da ein Kubuntu und somit auch ein Office.

Da ich aber eh außer Gefecht gesetzt war habe ich eine Lösung gebastelt die mich hoffentlich dauerhaft glücklich macht. Eine Art Terminal-Server. Allerdings nicht auf Basis von LTSP oder x2go, sondern mit Nomachine NX. Also kein wirklicher Terminal Server von dem ich auch booten kann (zumindest bis jetzt noch nicht), sondern einfach nur eine zentrale Maschine auf der ich Anwendungen starten kann — wie zum Beispiel OpenOffice.

Den Server habe ich als VServer auf meinem total überdimensionierten Home-Server angelegt. Das Host-System ist ein Debian Stable, die virtuelle Maschine sollte in diesem Fall ein Kubuntu sein, damit die Anwendungen dort halbwegs aktuell sind. Den VServer anzulegen ist nicht ganz einfach, weil Kubuntu nicht mehr auf das gute alte System V Init setzt, sondern stattdessen Upstart benutzt.

Angelegt habe ich die Maschine letztendlich mit dem folgenden Kommando:

vserver terminator build -m debootstrap --context 40012 \
--hostname terminator.asgard --interface eth0:192.168.0.63/24 -- \
-d karmic -m http://odin:9999/ubuntu/

Dabei ist terminator der Name meiner neuen Maschine, asgard die Domäne, und auf dem Server odin läuft ein apt-proxy, damit sich die realten und virtuellen Rechner die mühsam aus dem Netz gelutschten Pakete teilen können. Ach ja, und karmic ist der Name der aktuellen Kubuntu-Distribution (Karmic Koala, Version 9.10).

An den Klippen von Upstart habe ich mir erst die Zähne ausgebissen. Kurz vor der Kapitulation — ich dachte es läge daran dass Kubuntu damit rechnet von CD installiert zu werden, statt mit debootstrap — habe ich dann noch einen Artikel über Upstart Issues gefunden. Genau was ich brauchte, sogar zugeschnitten auf Karmic. Damit ging es dann endlich.

Dann noch nach dem Ubuntu-Wiki den NX-Server installiert, und es kann losgehen. OpenOffice ist schon drauf, und ich glaube dass es sich bei einer lokalen Installation auf meinem Notebook nicht viel schneller anfühlen würde.

Was man jetzt noch — auch im Sinne eines höheren WAF — verbessern könnte wäre eine Art Application Launcher auf dem Server. Ich könnte einen kompletten Desktop auf dem Server starten, das würde aber mein ästhetisches Empfinden stören. Ich habe die Fenster lieber in einer Optik die so wirkt als ob die Anwendungen lokal laufen würden. Jetzt öffnet der NX-Client ein xterm auf dem Server mit dem ich nach Belieben Anwendungen starten kann. Ein kleines Menü würde mir da aber besser gefallen.

Vorschläge?

Ach ja, die Datei die den Anstoß für diese Aktion gegeben hat war übrigens belanglos: eine Präsentation mit dem alten 710-Gag. ;-)